Der Gemeinderat der Stadt Wangen hat sich für den Bau des Aussichtsturms auf dem Schönbühl in Wangen entschieden. Die Entscheidung fiel mit großer Mehrheit in der Sitzung am Montag (08.05.2023). Nur elf Mandatare stimmten dagegen. Das Interesse der Bevölkerung war groß.
Der Aussichtsturm entsteht in Kooperation mit der Universität Stuttgart als Forschungsprojekt für nachhaltiges, zukunftsgerichtetes Bauen. Der von Seiten der Universität verantwortliche Professor Achim Menges erläuterte die technische Seite des Projekts vor dem Gemeinderat. Oberbürgermeister Michael Lang erklärte, weshalb er das Projekt im Gelände der Landesgartenschau 2024 für sinnvoll hält. Die Stadträte diskutierten ausführlich, bis gegen 20 Uhr die Entscheidung klar für den Turm ausfiel.
Ein Turm für die Zukunft
Vorgesehen ist eine nachhaltige und sehr stabile, gedrehte Holzkonstruktion mit einer nach oben und nach unten gewendelten Treppe. Professor Achim Menges, der das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung an der Universität Stuttgart leitet, erforscht seit vielen Jahren, was wir von der Natur für nachhaltiges Bauschaffen und eine zukunftsfähige Baukultur lernen können. Zum einen geht es dabei um natürlich nachwachsende Werkstoffe wie Holz, aber auch schnellwachsende Materialen wie Flachs- oder Hanffasern. Zum anderen erforscht er die Prinzipien der Natur und wie man sie in neue Konstruktionsprinzipien der Architektur übersetzen kann.
Menges ist als erster Architekt 2023 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ausgezeichnet worden. Die mit 2,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft gilt als bedeutendster Forschungspreis in Deutschland. Menges wird für seine interdisziplinäre Forschung zu digitalen Planungsmethoden und robotischen Fertigungsprozessen für das Bauwesen ausgezeichnet, die das Bauen ressourceneffizienter und nachhaltiger macht.
Der weltweit erste begehbare Turm in nachhaltiger Holzbauweise
Professor Menges: „Unser Turmentwurf basiert dabei auf zwei Prinzipien, die wir aus der Biologie abgeschaut haben: Erstens hat die Natur Wege gefunden, das Schwinden von Holz für einen kontrollierten Formveränderungsprozess zu nutzen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Fichtenzapfen, deren hölzerne Schuppen von der Natur so „programmiert“ wurden, dass sie beim Austrockenen die Form verändern und sich von ganz von alleine öffnen. Ein ähnlicher Selbstformungsprozess führt zu der komplexen Form der Bauteile unseres Turms. Damit wären wir beim zweiten Prinzip. Die Natur zeigt auch, wie durch mehr Form weniger Material benötigt wird. Die Form des Turms ist also kein Selbstzweck, sondern sie ermöglicht eine sehr schlanke, ressourcenschonende und leistungsfähige Holzkonstruktion. Es wäre der weltweit erste begehbare Turm, der in dieser innovativen und zugleich nachhaltigen Holzbauweise errichtet wird. Letztlich ist der Turm auch von Weitem sichtbar und somit nicht nur eine Attraktion und Landmarke, sondern auch ein Ausdruck, wie wir Natur und Architektur wechselseitig verträglich in Zukunft gestalten können.“
Der Aussichtsturm – eine Landmarke für die Zeit danach
„Der Aussichtsturm ist sowohl für die Landesgartenschau 2024, als auch für die Zeit danach als Attraktion eine große Hilfe für die Stadt Wangen“, sagt Oberbürgermeister Michael Lang. „Viele werden wegen der schönen Aussicht kommen, manche auch, weil sie den Turm sehen wollen, über den im Vorfeld diskutiert wurde. Wir brauchen aber auch nach der Gartenschau den Anziehungspunkt, damit das Gelände auf der Argenwiese weiterhin genutzt wird.“
Das ICD an der Universität Stuttgart
Das ICD erforscht neuartige, nachhaltige Bauweisen, die durch digitale Planungsmethoden und robotische Fertigungsprozesse ermöglicht werden. Ziel ist, in Zukunft mit wesentlich weniger Material wesentlich schneller bauen zu können und dies zugleich als Chance für eine lebenswerte und qualitätsvolle Architektur zu verstehen.
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