Nach eineinhalb Stunden entlang der Oberen Argen im Park der Landesgartenschau Wangen im Allgäu 2024 zeigte sich Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sehr zufrieden über die Revitalisierung des Flusses und die Einbindung in den Park der Landesgartenschau. Das Projekt belief sich auf acht Millionen Euro und wurde von ihrem Ministerium mit 5,5 Millionen Euro unterstützt. Es sei ein großes Projekt gewesen, sagte sie.
3,5 Kilometer langer Abschnitt renaturiert
Oberbürgermeister Michael Lang und Kai Ruedel, Projektleiter vonseiten des Regierungspräsidiums Tübingen, erläuterten die Veränderungen. Der in Wangen bearbeitete Teil der Argen sei der längste Renaturierungsabschnitt an diesem Fluss bisher. Das gemeinsame Engagement von Land Baden-Württemberg, Stadt Wangen im Allgäu und Landesgartenschau habe dazu geführt, den 3,5 Kilometer langen Bereich vom Rehgarten im Norden bis hinunter zur Riedbrücke im Süden des Parks ökologisch aufzuwerten, sagte Ruedel. „Zuvor war das Ufer zugewachsen und Bänke schauten weg vom Wasser. Das hat sich mit dem Projekt komplett verändert. Auch die Fische profitierten von der Qualitätsverbesserung im Gewässer, weil sie diese Strecke nun in beiden Richtungen durchschwimmen können“, wie Ruedel sagte.
Fischpass schafft Durchgängigkeit
Oberbürgermeister Michael Lang wies in diesem Zusammenhang auf den Fischpass hin, der bereits 2010 mit der neuen Wasserkraftanlage beim Wehr gebaut worden war. Lob gab es von der Ministerin auch für dieses Projekt. Sie bezog sich dabei auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie, die darauf abzielt, Gewässer durchgängig zu gestalten.
Stopp in der Argen
Die Obere Argen wurde von 2020 bis 2023 an mehreren Stellen aufgeweitet und gezielt zugänglich gemacht. Auf diese Art sollen die Menschen gelenkt werden, um der Natur an anderen Stellen ihren eigenen Raum zu lassen, wie Ruedel erklärte. Wie sehr es geglückt ist, den Bezug zum Wasser wiederherzustellen, konnte Ministerin Walker beim Halt bei den Herzmannser Gärten erleben. Kurzerhand beschloss sie, die Schuhe und Socken auszuziehen und ins Wasser zu steigen – an dem heißen Tag eine Wohltat. Ruedel erläuterte die Flusseinbauten, die im gesamten Abschnitt für Ruhezonen im Gewässer sorgen.
Neue Kugelbahnen: Spielerisch den Fluss kennenlernen
Am Weg kam die Gruppe an den neuen Kugelbahnen vorbei. Sie greifen thematisch das Leben im und am Fluss auf und dienen so auf spielerische Weise auch der Erläuterung und Bildung, wie LGS-Geschäftsführer Karl-Eugen Ebertshäuser sagte. Da ließ sich Ministerin Walker nicht zweimal bitten und setzte die Kugel in Gang.
Nachhaltige Energieversorgung für den neuen Stadtteil
Beim Abstecher in den Treffpunkt Baden-Württemberg erläuterte OB Lang die verschiedenen Maßnahmen, die im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur LGS auch im Bereich der Energieversorgung zur Nachhaltigkeit beitragen. „Die wichtigste Brücke ist die Auwiesenbrücke, denn unter ihr verläuft der Abwassersammler der Stadt. Dieses Abwasser nutzen wir neben der Nahwärme aus der Energiezentrale, um den neuen Stadtteil zu heizen“, sagte er. Im Treffpunkt Baden-Württemberg traf die Ministerin auf Mitarbeitende der Klimaschutz- und Energieagentur. Wegen der Aktivitäten der Energieagentur Ravensburg gebe es in der Region eine besonders hohe Dichte an Kommunen, die am European Energy Award erfolgreich teilnehmen – auch die Stadt Wangen.
Am Argenknie darf das Wasser nagen
Es gibt wenige Orte, an denen die Revitalisierung der Oberen Argen anschaulicher erklärt werden könnte, als auf dem Aussichtspunkt am Argenknie. Mit dem Durchbruch wurde am Freitag, 29. Juli 2022, der Fluss auf der Argenwiese in einem Bogen rund 80 Meter Richtung Prallhang umgeleitet. Ziel war und ist es, dass sich das Wasser in der Fläche seinen Weg suchen und sich ausbreiten kann. Dass der Fluss dabei an seinem Bett nagt, ist gewollt, und er habe es auch bereits an den Hochwassertagen Ende Mai und Anfang Juni getan, wie Ruedel erläuterte. Der Baumstamm am Ufer wurde ebenfalls durch das Hochwasser angeschwemmt. Der alte Flussarm blieb nach dem Umbau als Rumpf erhalten und dient nun jenen Wasserbewohnern als Rückzugsgebiet, die nur eine schwache Strömung vertragen oder sich bei Hochwasser in ruhigere Abschnitte zurückziehen.
Rehgarten jetzt für die Besichtigung offen
Ende 2023 wurde der letzte große Abschnitt der Oberen Argen im Gebiet der Stadt Wangen fertiggestellt. Es ist der „Rehgarten“ im Hinteren Ebnet – ein ebenfalls sehr schöner Bereich, wie Kai Ruedel und LGS-Geschäftsführer Karl-Eugen Ebertshäuser sagten. Wie im Bereich der Argenwiese soll sich die Natur dort selber den Raum gestalten können. Das Wasser darf sich hier ausbreiten, so wie zuletzt beim Hochwasser. Die Wiese dient als Rückhaltezone und Versickerungsfläche. Insgesamt habe der Fluss heute 60.000 Kubikmeter mehr zur Verfügung als zuvor, sagte Ruedel. „Es war eine Voraussetzung für das Revitalisierungsprojekt, dass sich der Hochwasserschutz nicht verschlechtern dürfe“, sagte Ruedel. Wenn er sich verbessert habe, sei das eine positive Nebenwirkung des Flussumbaus, sagte Ebertshäuser.
Bisher wurde dieses Areal als Außensatellit der Landesgartenschau geführt. Jetzt kann sie bei Sonderführungen erstmals auch besichtigt werden. Kai Ruedel leitet die Führungen am dienstags, 17. und 24. September sowie am 1. Oktober, jeweils um 17 Uhr.
Weitere Gästeführungen rund um den Gebirsgfluss Argen finden Sie bei unseren Führungen.
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